Deutsch

1. Lassen Sie los

2. Broschüre

3. Video

4. Chronik der Kundgebung vor der Audiencia Nacional (Sondergericht) und Demonstration am 14.05.19 in Solidarität mit den verhafteten anarchistischen Gefährt*innen [15·05·2019]

5. Aufruf zur Solidarität zum Jahrestag der Operation Arca [09·05·2020]

6. Interview über die Operation im A-Radio Berlin [09·2020]

 


1. Lassen Sie los

[In der Übersetzung]


2. Broschüre

Informationen zur Operation Arca
Solidarität mit den angeklagten Gefährtinnen aus Madrid

Am 13. Mai 2019 stürmten die Bullen in Madrid die Wohnungen von zwei Anarchistinnen und das anarchistische Squat La Emboscada. Einerseits mit dem Auftrag die beiden Gefährtinnen unter dem Vorwurf des Terrorismus, ohne weitere Erklärung zu verhaften. Außerdem auch um Razzien durchzuführen und nach jeglichem Material zu suchen, welches ihren Ermittlungen dienen könnte: anarchistische Propaganda, elektronische Geräte, Werkzeuge, Kontakte, Notizen, persönliche Notizbücher, Kleidung… Dies war eine der ersten Erscheinungen von dem, was wir als Operation Arca kennengelernt haben.

Diese Operation dreht sich um die Ermittlungen bezüglich mehr als zwanzig verschiedener Aktionen gegen Sicherheitskräfte, Banken, politische Parteien und Immobilienunternehmen seit 2017, zu denen sich auf Gegeninformations-Plattformen bekannt wurde. Außerdem um eine “gewöhnliche” Durchsuchung der beiden Gefährtinnen auf der Straße, nach der die Bullen nun versuchen, sie des Besitzes von Brandsätzen zu beschuldigen und auf Grundlage derer sie diese Geschichten im Rahmen der Ermittlungen ausarbeiten.

Abgesehen von den konkreten Anschuldigungen im Zusammenhang mit illegalen Handlungen ist dies auch ein Versuch ein ideologisches Profil von den beschuldigten Personen zu skizzieren und deren Ideen und Praktiken zu kriminalisieren. Um die Gefährtinnen mit den Aktionen in Verbindung zu bringen, werden Begründungen herangezogen wie, dass sie bei Demonstrationen, die die gefangene Anarchistin Lisa (siehe Bankraub in Aachen) unterstützten, teilgenommen haben oder Gegeninformationsseiten besucht haben… Die Gründe, die die Bullen bei ihren Ermittlungen am meisten hervorheben sind Solidarität mit Lisa und die Unterstützung des Kampfes gegen den G20 Gipfel in Hamburg und der Menschen, die davon Repression erfuhren. Außerdem der Kampf gegen Spekulation mit Wohnraum und die Verteidigung von besetzten Häusern.

Die Angeklagten sind mit Beschuldigungen konfrontiert, die alleine teilweise schon mit bis zu acht Jahren Knast bestraft werden können. Auch sind sie in einer Situation der überwachten “Freiheit” während sie auf ihren Prozess warten und ihnen sind präventive Maßnahmen auferlegt. Sie müssen alle zwei Wochen beim Gericht eine Unterschrift geben und sie dürfen ohne gerichtliche Erlaubnis nicht das Land verlassen.

Der Krieg des Staates gegen “anarchistischen Terrorismus”

Für uns ist die Demokratie nichts anderes als ein weiteres autoritäres System in einem Kostüm von Diversität und Toleranz. Sie schreibt sich einen politischen Pluralismus auf die Fahne, der nur durch die Parlamente zum Ausdruck kommen kann. Alles, was außerhalb dieser legalen und genormten Grenzen bleibt, wird verfolgt und unsichtbar gemacht.

Um diesen Widerspruch zu neutralisieren, benutzt der Staat die Kategorie des “inneren Feindes”. Ein Mechanismus, der relativ einfach zu mobilisieren war, wenn es um einen blutigen Krieg gegen alte bewaffnete Gruppen wie ETA[1] oder GRAPO[2] ging; Autoritäre revolutionäre Modelle, die ihre Kontextualität und soziale Unterstützung verloren haben. Und das hat dem Staat leider ein perfektes Konstrukt vorausgesetzt, in dem sich repressive Apparate von zunehmender Größe entwickelten.

Nichtsdestotrotz sehen wir seit den 2000er Jahren, wie der Kontext, der von diesen bewaffneten Organisationen bestimmt war, zu verschwinden beginnt und einer neuen Etappe Raum gewährt. Mit der Auslöschung dieser Organisationen, verschwand nicht die Notwendigkeit des inneren Feindes und die Aufrechterhaltung der repressiven Apparate für den Staat. Es gibt immer noch viele Ressourcen und Bullen, die in diesen Kampf involviert sind, der nun aber an gesellschaftlicher Bedeutung verliert.

Nun formuliert die Macht ihre Sprache neu und macht Platz für “neue Bedrohungen” wie Resistencia Galega[3], “anarchistischen Terrorismus” und “dschihadistischen Terrorismus”. Diesen plumpen Versuch, alte Muster an neue Umstände anzupassen können wir recht deutlich bei den Entwicklungen von Pandora, Piñata und Ice[4] sehen. In diesen anti-terroristischen Verfahren versuchen die Bullen der anarchistischen Bewegung Organisationsstrukturen wie der ETA oder Al-Quaeda zuzuschreiben. Dennoch gab es, von 42 Anarchist*innen, die in den letzten Verfahren des Terrorismus beschuldigt waren, in 40 Fällen Einstellungen oder Freisprüche.

Abgesehen davon, ob anarchistische Mitstreiter*innen friedliche oder gewaltvolle Taktiken haben, ist die anarchistische Bewegung divers in Praktiken und Ideen. Und ihre organisatorischen Formen haben nichts mit den hierarchischen Strukturen und Methoden von ETA und Al-Quaeda zu tun. Die Bullen haben sich Mühe gegeben, die anarchistischen Netzwerke zu ermitteln, aber jeder Versuch, ihnen die Angriffe aus den letzten Jahren zuzuschreiben, ist ins Leere gelaufen. Daher endete alles grotesk und lächerlich, sowohl auf polizeilicher als auch auf medialer Ebene. Trotzdem: die Anstrengungen des Staates, den Anarchismus in eine neue terroristische Gefahr umzuwandeln hören nicht auf und heute sind es andere Compañeras, die die Razzien und Belästigungen der Bullen erleiden, bei dem neuen Versuch, jede Praxis oder Idee zu zerschlagen, die das System von Grund auf in Frage stellt.

Der Kampf gegen G20

Während dem 7. und 8. Juli 2017, versammelten sich die Oberhäupter der mächtigsten Staaten in Hamburg für einen G20 Gipfel. Als Antwort darauf wurde sich die Stadt von tausenden Menschen genommen, um zu protestieren und anzugreifen. Es gab Demonstrationen, Blockaden, Sabotagen, Krawalle, Angriffe und Zusammenstöße mit den Bullen.

Auf die Mobilisierungen folgte eine repressive Welle, wobei in den Tagen des Gipfels hunderte von Menschen festgenommen wurden und dutzende im Knast landeten. Auch folgten in den Monaten darauf Razzien und Festnahmen in Frankreich, Italien, der Schweiz und dem Spanischen Staat.

Am 13. April 2018 starteten die deutschen Bullen eine europaweite Fahndung mit 24 Verdächtigten. Sie verschickten eine Liste mit Bildern von bis dahin unbekannten Menschen.

Am 29. Mai 2018 gab es drei Hausdurchsuchungen in Madrid, umrahmt von einem europäisch koordinierten Polizeieinsatz mit Razzien in Italien (Genua und Rom), der Schweiz (das Haus eines Mitstreiters in Bremgarten wurde gestürmt) und in Frankreich, wo sie nach drei Mitsreiter*innen suchten.

Später, am 19. Oktober 2018, gab es einen weiteren Polizeieinsatz in Zusammenarbeit der Policia Nacional und der deutschen Bundespolizei in Madrid und Palencia.

Viele Mitstreiter*innen waren in U-Haft oder warten immer noch auf ihren Prozess. Gleichzeitig wurde viel Solidarität sichtbar, in Europa sowie der ganzen Welt, in Form von Demonstrationen, Agitationen und Angriffen. Einige, die in Madrid stattgefunden haben sind Teil der Ermittlungen der Operation Arca.

“Ihre repressiven Schläge müssen beantwortet werden. Der einzige Horizont, den wir im Sinn haben ist die Weiterführung des Kampfes. Hamburg war ein Funke, ein Blitz, eine Spur eines Konflikts, eines sozialen Krieges. Ein Krieg, der andauern wird, bis zur völligen Zerstörung von Kapitalismus, Staat und Autorität.”

“Der Impuls, der uns dazu brachte, Feuer zu entzünden, Steine zu schmeißen und zu Plündern, ist der selbe, der heute unser Herz schlagen lässt. Deshalb kennen wir keinen besseren Weg Solidarität zu zeigen, als den Angriff zu verbreiten.”

Vom Bankraub in Aachen

Am 13. April 2016 wurden in Barcelona drei Razzien durchgeführt, die zur Festnahme der anarchistischen Gefährtin Lisa führten. Sie wurde beschuldigt bei einem Überfall einer Pax-Bank Filiale (eine mit dem Vatikan verbundenen Bank) teilgenommen zu haben, der im November 2014 in Aachen durchgeführt wurde. Aus diesem Grund wurde sie bis zum 30. Juni in Madrid in Untersuchungshaft festgehalten, bis sie nach Deutschland ausgeliefert und in das Ossendorfer Gefängnis gebracht wurde.

Danach, am 21. Juni 2016, verhaftete die Katalanische Polizei (Mossos D’esquadra) einen weiteren Anarchisten in Barcelona, der auch beschuldigt wurde bei der Enteignung der Pax-Bank Filiale teilgenommen zu haben. Er wurde nach Madrid gebracht, wo das Nationalgericht für ihn U-Haft anordnete und nach ein paar Wochen wurde er nach Deutschland verlegt.

Der Prozess der beiden GefährtInnen begann am 23. Januar 2017 und endete am 7. Juni. Das Ergebnis war: Freispruch für ihn und eine 7 ½ jährige Haftstrafe für Lisa.

Seitdem gab es Aufrufe zur Solidarität sowie viele Aktionen der Verbreitung, Unterstützung und Wut. Darunter befinden sich auch Aktionen, die unseren Gefährtinnen in der Operation Arca angehängt werden.

“… diese Solidarität sollte sich nicht darauf beschränken, ein Gerichtsverfahren zu begleiten, sondern die Verantwortlichen für die Verfolgung und Inhaftierung unserer Gefährt*innen aufzuzeigen und anzugreifen. Banken, die Polizei verschiedener Länder und die Zusammenarbeit zwischen Staaten und der katholischen Kirche sind weiterhin die Hauptverantwortlichen der Anschuldigung. “

Mehr Infos zur Vom Bankraub in Aachen: https://solidaritatrebel.noblogs.org/

Endnoten:

[1] ETA war eine bewaffnete, sozialistische, revolutionaere organisation die zwischen 1959 und 2011 fuer die unabhaengikeit des Baskenlands innderhalb des vom Spanischen Staat kontrollierten Gebiets kaempfte.

[2] GRAPO war eine bewaffnete kommunistische Untergrundgruppe in Spanien, die von 1976 bis 2007 aktiv war.

[3] Galizischer Widerstand ist ein Name, auf den sich Linke und Independist*innen aus der Region Galizien bei Angriffserklärungen beziehen.

[4] Pandora, Pinata und Ice waren drei Antiterroristische Operationen vom Spanischen Staat gegen die Anarchistische Bewegung ende 2014 und 2015. Dabei wurden 41 Menschen des Terrorismus beschuldigt aber am es kam nicht zu einer Verurteilung wegen Mangel an Beweisen.


3. Video


4. Chronik der Kundgebung vor der Audiencia Nacional (Sondergericht) und Demonstration am 14.05.19 in Solidarität mit den verhafteten anarchistischen Gefährt*innen [15·05·2019]

Von uns übersetzt (nicht korrigiert, in Eile gemacht), Quelle: Contramadriz

Um die 40 solidarische Personen haben ihre Unterstützung vor dem Gebäude der Audiencia Nacional in Madrid gezeigt. Sie warteten auf Neuigkeiten und Nachrichten über die Situation der Gefährt*innen und zeigten auch so eine Art der Unterstützung nach dem letzten repressiven Schlag.

Nach dem sie stundenlang vor Ort waren und nachdem die Mehrheit der Personen identifiziert wurde, war man weiterhin dort mit einem Transparent, während unterschiedliche Parolen skandiert wurden. Die Gefährt*innen wurden um 15:30 freigelassen und die Kundgebung löste sich ohne Zwischenfälle auf.

Am Abend, so gegen 21:00 Uhr, wurde aufgerufen sich an der Plaza Tirso de Molina zu treffen, trotz der Freilassung der Gefährt*innen. Zusätzlich fanden weitere solidarische Kundebungen statt wie die in Barcelona, Murcia und Hernani.
Ab 21:00 Uhr fingen an Menschen anzukommen und ein paar Wannen überwachten den Ort. Die Bullen näherten sich und versuchten die ersten Personen die angekommen waren zu identifizieren. Nach dem beenden dieser grauenvollen Razzia, haben die restlichen Gefährt*innen ein Transparent ausgepackt und eine größere Gruppe bildete sich, zu der sich die restlichen Personen anschlossen die zu dem Aufruf gekommen waren.
Die Demonstration ging Richtung Plaza de las Vistillas. Entlang der Route, wurden mehrere Scheiben von Banken und Immobilienbüros zertrümmert. Bei der Ankunft an der Plaza de las Vistillas, vermengten sich die Leute unter denen die gerade die Feierlichkeiten von San Isidro feierten, wo gerade ein Konzert stattfand. Die Solidarischen drangen in die Stelle wo das Publikum sich befand mit den Transparenten ein und blieben eine Weile, während Parolen skandiert wurden.

Am Ende, gingen alle Teilnehmer*innen und zerstreuten sich, ohne das weitere Zwischenfälle stattfanden und es gab keine Identifikationen mehr statt.

Es ist immer positiv das solche Aktionen stattfinden wenn Gefährt*innen vom Staat getroffen werden. Es ist immer notwendig das es Zeichen der Unterstützung und Solidarität gibt, wenn einer von uns getroffen wird. Und wir werden weiterhin darauf wetten, weil die Solidarität zu einer unserer besten Waffen wird. Die Solidarität findet in der Reproduktion des Kampfes und des Konfliktes mit dem Staat, ihren besten Verbündeten. Sie übergeht ihre Gesetzte, ihr Justizapparat, ihre polizeilichen und journalistischen Schergen, sie geht über Konzepte wie die der „Unschuld“ oder „Schuld“, sie befindet sich in der Verwirklichung des Kampfes und des Konfliktes mit der sozialen Ordnung die uns unterwirft und ausbeutet.

Schärfen wir die Krallen: mit offener Hand an die Gefährt*innen, mit geschlossener Faust an den Feind.

Für die verhafteten Gefährt*innen während dieser letzten antiterroristischen Operation.

Für all die Personen die zuvor von verschiedenen Operationen betroffen waren und verurteilt wurden: Columna, Pandora, Piñata, Pandora 2, Ice, die von Repressalien betroffene des G20, die Gefährt*innen die am vergangenen 29. Oktober verhaftet wurden, für Lisa, an die getroffenen Gefährt*innen in Italien, Griechenland, Frankreich, Chile, Argentinien, Indonesien, Ukraine, Russland…

Für alle Gefährt*innen und unbekannte die sich entlang des Globus im Knast befinden, weil sie kämpfen.

Für die Anarchie

Genommen von: https://panopticon.blackblogs.org/2019/05/15/madrid-spanischer-staat-chronik-der-kundgebung-vor-der-audiencia-nacional-sondergericht-und-demonstration-am-14-05-19-in-solidaritaet-mit-den-verhafteten-anarchistischen-gefaehrtinnen/


5. Aufruf zur Solidarität zum Jahrestag der Operation Arca [09·05·2020]

Am kommenden Mittwoch, dem 13. Mai, jährt sich die Polizeioperation „Arca“, für die zwei anarchistische Gefährtinnen festgenommen wurden, denen vorgeworfen wird, verschiedene Aktionen gegen Privateigentum, Banken, Immobilienbüros, politische Parteien und Solidaritätsaktionen mit repressiven Fällen durchgeführt zu haben … Und deshalb sind sie des Terrorismus beschuldigt.

Wir möchten hierfür zu aktiver Solidarität aufrufen. Auf dass die Aktionen nicht vergessen werden. Auf dass die Compañeras unsere Wärme spüren. Auf dass sich Kreativität, Spontanität und Wut verbreitet.

Lassen wir den Kampf nicht sterben!

Genommen von: https://panopticon.blackblogs.org/2020/05/12/spanischer-staat-madrid-aufruf-zur-solidaritaet-zum-jahrestag-der-operation-arca/


6. Interview über die Operation im A-Radio Berlin [09.2020]

https://www.aradio-berlin.org/libertaerer-podcast-augustrueckblick-2020/